Die Hand-Mund-Fuss-Krankheit bei Kindern

Du hast sicher schon einmal etwas von der Hand-Fuß-Mund-Krankheit gehört, oder? In diesem Artikel habe ich zusammengefasst, was alle Eltern wissen sollten, ob und worüber Du Dir Sorgen machen müsstest und vor allem, was Du effektiv tun kannst, wenn Dein Kind sich doch mal angesteckt hat.

 
 

Was ist denn die Hand-Mund-Fusskrankheit (Coxsackievirus)?

Das Coxsackie-Virus (toller Name, oder? 😁), also der Verursacher der Hand-Fuss-Mund-Krankheit, gehört in die Gruppe der sogenannten Enteroviren, das heißt, es ist ursprünglich mal im Darm festgestellt worden vor langer, langer Zeit (1949) in der Kleinstadt Coxsackie bei New York. Deswegen der komische Name.


Zu welchen Komplikationen kann es kommen?

Wenn Du über Hand-Fuss-Mund-Krankheit zu sehr googelt und zu sehr nachliest, kann es sein, dass Du Dir am Ende relativ viel Sorgen machst. 😳

Du wirst über aseptische Meningitis (Hirnhautentzündung) lesen, über Myositis (Muskelentzündung), über Kardiomyositis (Herzmuskelentzündung), und auch über andere mögliche Komplikationen mit diversen Coxsackieviren.

Ich will dazu nur sagen, dass in meinen 20 Jahren Erfahrung in der Kinderheilkunde sehr, sehr selten Komplikationen der Hand-Fuss-Mund-Krankheit gesehen habe.

Ich habe eine (1!!!) einzige aseptische Meningitis (Hirnhautentzündung) erlebt. Im Spital hat sich das Kind komplett und ohne Antibiotika erholt, die ja gegen ein Virus nicht helfen.

Es gab auch 2 Fälle einer wirklich signifikanten Myositis (Muskelentzündung). Diese beiden Kinder haben sich ebenfalls komplett erholt. Sie waren so schwach, das sie kaum noch laufen konnten. Das waren Kinder so im Alter von 4-5 Jahren und denen ging es nach vielleicht 1-2 Wochen Bettruhe wieder gut.


Wie äussert sich die Hand-Fuss-Mund-Krankheit bei Kindern?

In der Praxis sehen wir jedes Jahr Hunderte (!) Kinder mit einer Coxsackieinfektion (Hand-Fuss-Mund-Krankheit).

Die allermeisten dieser Kinder zeigen einen unkomplizierten Verlauf, einen sogenannten “selbstlimitierenden” Verlauf. Das heisst, die Krankheit dauert wenige Tage und geht dann von alleine weg.

 
 

Was mir meistens sehen, ist ein “grippales Bild”, das heisst:

  • Unwohlsein mit oder ohne Fieber

  • etwas Schnupfen

  • vielleicht etwas Husten,

…aber generell fühlen sich die Kinder vor allem aufgrund der typischen schmerzenden Bläschen teilweise ziemlich elend.

Diese treten im Mund und um den Mund herum auf, an Händen inklusive Handflächen und an den Füssen.

Man kann den Ausschlag häufig überall am Körper finden, aber klassischerweise findet man ihn an mindestens zwei von diesen drei Orten (Hände, Füsse, Mund), daher auch die Bezeichnung Hand-Fuss-Mund Krankheit.


Wie ansteckend ist die Hand-Fuss-Mund Krankheit?

Die Krankheit ist sehr ansteckend.

Du kannst wirklich davon ausgehen, wenn der Kindergarten meldet, dass sie die Krankheit gerade rumgeht, dass sich Dein Kind bereits angesteckt hat.

Das ist in 99.9% der Fälle weder gefährlich noch besorgniserregend.

Wenn allerdings jemand in der Familie unter einer schweren chronischen Erkrankung leidet, sich einer Chemotherapie unterzieht oder das Immunsystem aus anderen Gründen underdrückt ist (z.B. nach Organtransplantation), dann müssen diese Personen vor einer Ansteckung geschützt werden. Gleiches gilt auch für Geschwisterkinder mit z.B. einer zystischen Fibrose (CF).

 
 

Natürlich können sich auch gesunde Erwachsene anstecken und auch hier sind die Verläufe der Erkrankung sehr unterschiedlich. Meist sind es Eltern, die aktuell sehr viel arbeiten oder sehr gestresst sind und daher ihr Immunsystem nicht ganz fit ist.

Auch bei Erwachsenen besteht selten ein Grund zu Sorge, obwohl Erwachsene häufig mehr leiden als ihre Kinder: die Schmerzen (aufgrund der Bläschen) können teilweise sehr stark sein.


Wie lange dauert die Hand-Fuss-Mund Krankheit und wie lange ist mein Kind ansteckend?

Manche Kinder haben kaum Symptome, das Ganze kann auch nach 1-2 Tagen schon vergangen sein.

Bei den Kindern, die einen Ausschlag entwickeln, kann es je Zustand des Immunsystems 7 bis 10 Tage dauern, bis der Ausschlag wieder vollständig verschwunden ist.

Ansteckungsgefahr besteht vor allem in dem Stadium, in dem die Kinder sehr viel speicheln und das Virus so ausscheiden (bekannterweise teilen sich die Kleinkinder ihre Nuggis, lecken Spielzeuge, trinken aus der gleichen Flasche usw.).

Wenn sich die Bläschen öffnen und andere Kinder sie anfassen, können sie sich ebenfalls so anstecken (die Flüssigkeit in den Bläschen ist hochansteckend).

Das heisst auch, dass die Ansteckungsgefahr deutlich gesunken ist, sobald der Ausschlag abgetrocknet ist.


Wie ist der typische Verlauf der Hand-Fuß-Mund Krankheit?

Ich habe hier mal versucht, einen typischen Verlauf zu skizzieren, damit Du eine Idee hast, was allenfalls auf Dich zukommt.

Der Anfang

Anfangs haben die Kinder haben wenig Energie und fühlen sich krank. Sie möchten weniger essen und trinken, häufig nicht einmal Sachen, die sie sonst gern haben. Du merkst “es ist irgendwas im Gange”. Der Schlaf ist unruhig, manchmal als Folge von neu auftretendem Husten.

Die Mitte

Die Nase läuft und die Halsschmerzen werden offensichtlicher: Essen und Trinken ist ohne schmerzlindernde Massnahmen nicht möglich. In diesem Stadium denkt man vielleicht noch an eine einfache Erkältung oder eine Mandelentzündung.

Hier kommt häufig auch Fieber dazu. Da Schmerzmittel auch eine fiebersenkende Wirkung haben, kann das Fieber allenfalls auch verzögert auftreten, wenn Schmerzmittel schon früh gegeben wurden.

 
 

Prinzipiell würde ich das Fieber nicht abhängig von der Höhe, sondern vom Allgemeinzustand senken.

Wir geben vor allem dann grosszügig Schmerzmittel, wenn unser Kind nicht trinken mag!!

Solange die Windeln aber nass sind bzw. das ältere Kind noch auf der Toilette regelmässig Pipi macht, ist alles okay.

Das Fieber sinkt langsam, dafür kommt der Ausschlag zumindest an Mund und an Händen/Füssen. Er kann aber auch woanders am Körper sichtbar sein.

Die Bläschen werden grösser und schlimmer.

Es ist möglich, dass das Kind auch mit Schmerzmitteln kaum trinken mag.

Deshalb ist es so wichtig, bereits an den ersten Tagen auf genügend Flüssigkeit zu achten (!!!), egal ob es sich nur um eine normale Erkältung, eine Grippe oder halt die Hand-Fuss-Mund Krankheit handelt.

Das Ende der Coxsackie-Infektion

Die Schmerzen sind weg und es treten keine neuen Bläschen mehr auf. Ab jetzt geht es wieder bergauf. ☀️

(Bis der Ausschlag komplett verschwunden ist, kann es aber noch 1 Woche dauern.)


Wie behandelt man die Hand-Fuss-Mund Krankheit?

Es gibt keine Therapie, die das Virus direkt bekämpft - daher konzentrieren wir uns auf die Bekämpfung der Symptome (Schmerzen, Leiden) und Folgeprobleme (Austrocknung, Infektion der Bläschen).

Okay, der Kindergarten hat sich gemeldet und Du kannst davon ausgehen, dass wahrscheinlich auch Dein Kind in den nächsten Tagen einen Ausschlag bekommt. Was gibt es zu tun/besorgen?

1. Massnahmen gegen die Schmerzen

Ältere Kinder können Mundspülungen machen mit Thymian-, Salbei- und/oder Oreganotee.

 
Salbei für Mundspülungen 😊

Salbei für Mundspülungen 😊

 

Bei kleinen Kindern habe ich persönlich gute Erfahrungen mit Zahnungsgels (z.B. Osa Gel) gesammelt, die Du direkt auf die schmerzenden Stellen im Mund auftragen kannst.

Zahnungs-Gels werden ja normalerweise für die Zahnungsbeschwerden empfohlen, helfen aber gerade da nicht so gut, da sie nicht am schmerzenden Gaumen halten.

Bei Aphten oder kleinen Bläschen im Mund, die ja sehr wehtun 😭, haften diese Gels hingegen ziemlich gut an der Schleimhaut. Bewahre das Gel am besten im Kühlschrank auf.

Ein Trick ist, Deinem Kind mehrmals am Tag ein wenig Gel auf den Finger zu geben, damit es selbst das Gel dort auftragen kann, wo es wehtut. Diese Gels sind sowieso recht süss und lecker, die meisten Kinder haben sie (fast zu) gern.

Bei leichten Verläufen reichen lokale und natürliche Massnahmen manchmal aus, damit Dein Kind normal trinken kann.

Häufig sind die Schmerzen vor allem im Mund aber sehr, sehr intensiv und Dein Kind wird vor allem darunter - und weniger unter dem Ausschlag am Körper - leiden.

Du solltest also sicher Schmerzmittel daheim haben (Sirup oder Zäpfli). Solche sind Paracetamol (Dafalgan), Ibuprofen (Nurofen oder Algifor), oder schlimmstenfalls sogar Voltaren in Tropfen- oder Zäpfchenform. Das Voltaren ist das stärkste und effektivste Mittel.

2. Austrocknung vermeiden bei Hand-Mund-Fuss-Krankheit

Wenn der Mund wehtut, dann möchte kein Kind trinken.

Gerade deshalb lege ich so viel Wert auf die Schmerztherapie. Falls Du nur ungern Schmerzmittel gibst und Dein Kind einigermassen gut trinkt, dann kannst Du auch darauf verzichten bzw. nur lokal mit dem Gel arbeiten.

Mir ist wichtig, dass die Kinder möglichst nicht austrocknen.

Fast alle Kinder, die wegen der Hand-Fuß-Mund Krankheit ins Spital müssen, werden aufgrund von Austrockung hospitalisiert!

Neben der Schmerztherapie mit den üblichen Zäpfchen oder Säften werden diese Kinder lediglich eine Infusion (Tropf) bekommen, damit der Körper auf diese Weise wieder Flüssigkeit bekommt.

 
 

Diese Austrockung entwickelt sich schleichend und wenn Du nicht darauf achtest, bekommst Du es erst spät mit. Ganz am Anfang essen und trinken die Kinder wegen der Schmerzen weniger. Weil sie sich immer mehr elend fühlen, trinken sie noch viel weniger und schlafen dazu auch mehr.

Deine Aufgabe ist es, dem vorzubeugen, indem Du die Schmerzen (auf welche Art auch immer) früh beginnst zu behandeln und indem Du immer und immer wieder Flüssigkeit in Form von Wasser, verdünnten Säften, Bouillon oder Suppen anbietest.

Achte einfach darauf, dass die Suppen oder Säfte nicht zu stark die Schleimhaut reizen (z.B. nicht zu sauer wie z.B. Ananassaft, Suppe nicht zu scharf mit zuviel Pfeffer).

Das ist auch schon alles!

Dein Kind wird sich zwar nicht blendend fühlen 🤷🏻‍♀️, aber wenn Du rechtzeitig die Schmerzen behandelst und genug Flüssigkeit gibst, dann ist der Spuk nach einigen Tagen vorbei! 😊🎊

Viel Erfolg und liebste Grüsse,

Dr. Susanna 🌷

 
 
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