Fieber beim Kind - wie kann ich es mit Hausmitteln behandeln?

Immer wieder rufen Eltern in der Praxis an und fragen uns: “Mein Kind hat ...°C Fieber, ich habe schon ein Fieberzäpfchen gegeben. Was kann ich den sonst noch gegen das Fieber tun?”

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An dieser Stelle muss ich manchmal etwas weit ausholen, um erstmal zu klären, ob das Kind überhaupt Fieber hat.

Ab wann spricht man von Fieber bei Kindern?

Hier haben wir eigentlich häufig einen AHA-Effekt - 37.4°C ist z.B. gar kein Fieber. Sehr wichtig ist hier genau zu schauen, wie und wo genau die Eltern überhaupt Fieber messen, vor allem wenn es um Babys geht - bei älteren Kindern ist das Ganze sowieso etwas einfacher.

Also, wenn Ihr rektal (im Popo) messt gilt als

  • normale Temperatur: 36.5-37.5°C

  • erhöhte Temperatur: 37.6-38.5°C

  • Fieber: jede Temperatur über 38.5°C

Wenn Ihr in der Achsel Fieber messt, gilt als

  • normale Temperatur: 36.0-37.0°C

  • erhöhte Temperatur: 37.1-38.0°C

  • Fieber: jede Temperatur über 38.0°C

Nächste Frage: Ab wann Fieber senken?

Das Fieber selbst ist nicht unser Feind - das Fieber ist die natürliche Abwehrreaktion des Körpers, um ein Virus oder Bakterium zu vernichten. Die Natur denkt sich ja etwas dabei, wenn sie unseren Körper derart stark reagieren lässt, oder?

Bei meinen eigenen Kindern, die häufig über 40°C Fieber hatten, habe ich selten Medikamente zum Fiebersenken geben müssen, sondern sie wie weiter unten beschrieben, betreut. Meiner Meinung nach sollte sich die Gabe von fiebersenkenden Mitteln nach dem Allgemeinzustand des Kindes und nicht nach der Zahl auf dem Thermometer richten. Wenn ein fiebriges Kind ruhig ist, schläft oder sogar spielt, muss es keine Medikamente nehmen. Wenn es Schmerzen hat oder sich elend fühlt, dann schon. Aber auch dann gibt es effektive natürliche Methoden zur Fiebersenkung! Wir behandeln hier unsere Kinder, nicht das Thermometer!

#1 Habe Geduld und gib Deinem Kind Zeit, sich auszuruhen

Meist wird Fieber durch Viren verursacht und wieviel Umschläge Du auch machst, wieviele Fieberzäpfchen oder Sirups Du auch gibst, Dein Kind wird dadurch nicht schneller gesund. Das Fieber geht erst endgültig zurück, wenn der Körper den Virus besiegt hat - und das braucht Zeit! Etwa 70 Prozent aller Kinder haben bei einem einfachen Virusinfekt für 3 bis 5 Tage immer wieder Fieberschübe mit oder ohne Fiebersenker. Bei 30 Prozent sind es entweder nur 1 bis 2 Tage oder auch mehr als 5 Tage. Das hängt auch mit der Grundkonstitution und Abwehrkraft Deines Kindes zusammen. 


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Will Dein Kind im Haus herumtollen und spielen, obwohl es Fieber hat? Dann lass es, solange es sich zwischendurch ausruhen kann. Kinder denen es heiß ist, langt ein einfacher Pyjama im Bett. Falls es Deinem Kind kalt ist, dann kann es auch noch Decken dazu bekommen. Die Behandlung richtet sich hauptsächlich nach den Bedürfnissen des Kindes und weniger nach Messergebnissen.

#2 Oma’s Hühnersuppe wirkt Wunder

Die Geheimwaffe unserer Großmütter wirkt auch heute noch. Idealerweise sollte dafür ein ehemals “glückliches” Huhn und kein in Rekordzeit im dunklen Verschlag mit Hormonen und Antibiotika gemästetes Chemiehuhn verwendet werden. Wenn Du zu den Glücklichen gehörst, die ein Huhn vom Bauernhof oder aus dem eigenen Garten haben, dann steht der Hühnersuppe nichts mehr im Weg. 

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In meine Hühnersuppe kommen neben dem Huhn, Salz, Pfeffer, 2-3 Selleriestangen, 2 Zwiebeln, 3-4 Karotten und 2 grosse Kartoffeln. Am Ende kommt noch eine Handvoll Reis und in Olivenöl und Zitronensaft geschlagenes Ei dazu - meine Kinder mögen die Suppe so am liebsten (griechisches Rezept). 

#3 Viel, viel Flüssigkeit

Das ist der einzige Punkt, auf dem ich quasi immer und immer wieder “herumhacke” und ich empfehle allen Eltern, diese Regel zu verinnerlichen. Idealerweise sollte ein fieberndes Kind ständig am trinken sein - die Realität sieht leider etwas anders aus. Ich habe unsere Kinder immer im Wohnzimmer auf dem Sofa, mit ihrer eigenen Bettdecke und Kissen einquartiert. Dort fühlen sie sich nicht so allein wie in ihrem Zimmer und wir haben sie ständig im Auge. Etwas warmen Tee oder eine Brühe stehen dann immer bereit und ich kann sie immer wieder zum schluckweisen Trinken anhalten. Ein fieberndes Kind sollte mindestens jede halbe Stunde einige Schlucke, oder so viel wie es möchte, trinken und kann dann wieder schlafen. 

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Obwohl es unnötig erscheint, lehrt doch die Erfahrung, dass einer der häufigsten Gründe für einen Krankenhausaufenthalt von Kindern mit Virusinfekten die Dehydrierung (Austrocknung) ist. Das muss nicht sein (ausser wenn Dein Kind erbricht oder ständig Durchfall hat)!

#4 Koche einen Kräutertee

 
 

Ich selbst gebe bei Erkältungen eine Mischung aus Fenchel-Kümmel-Anis. Andere Mütter setzen auf Kräuter, die sie schon von ihrer Mutter oder Großmutter kennen und solange Dein Kind den Tee trinkt, ist es am Ende gleich, welche Mischung Du nutzt. Mit ein wenig Thymianhonig gesüsst, trinken die meisten Kinder sehr gern Tee (zumindest, wenn sie krank sind). Im Winter gebe ich meinen Kindern diesen Tee aber jeden Morgen.

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#5 Erlaube Deinem Kind nichts zu essen, wenn es nicht möchte!

Im Englischen sagt man: “Starve a fever, feed a cold!”, also ein Fieber aushungern, aber eine Erkältung nähren. Das fasst es ganz gut zusammen. Der Körper braucht sehr viel Energie, um ein Fieber und andere Abwehrmechanismen (Husten, Schleimbildung) aufrecht zu erhalten. Wenn er sich mit der Verdauung beschäftigen muss, ist das nur hinderlich und Energiereserven haben unsere Kinder genug, um auch einige Tage ohne viel Essen auszukommen.

Natürlich gibt es Kinder, die auch mit Fieber ihren Appetit nicht verlieren und in diesen Fällen empfehle ich leichtere Mahlzeiten oder geringere Essensmengen. Grosse Mahlzeiten können bei febrilen Kindern den erholsamen Schlaf behindern, es sei denn, Dein Kind hat diese Probleme nicht, wenn es krank ist. 

Ich weiss, ich wiederhole mich, aber es ist die Flüssigkeit, die Priorität hat und nicht das Essen.

#6 Versuch mal Essig- oder Zitronensocken

Das ist ein altes Hausmittel, falls Du aus irgendeinem Grund das Fieber senken möchtest, aber keine Medikamente geben willst. Setze Dein Kind in eine Badewanne mit lauwarmen Wasser mit etwas Zitronensaft oder Essig. Alternativ kannst Du Socken in lauwarmes Zitronen- oder Essigwasser tränken, auswringen und Deinem Kind anziehen. Der Vorteil der Socken ist, dass die Kinder weiter auf dem Sofa bleiben und sich ausruhen können, anstatt sich auszuziehen und in die Badewanne zu steigen. Die Wirkung ist am effektivsten, wenn das Kind am ganzen Körper (inklusive Füße) warm ist. Bei kalten Füßen sollten generell KEINE Wickel gemacht werden.

Ich bevorzuge die Version mit Zitronen und gebe außer dem Saft auch die Schalen in das noch heiße Wasser. Danach quetsche ich die Schalen aus. Das ätherische Öl verjagt mit seiner Frische etwas den “Krankheitsgeruch” im Raum.

#7 Gib homöopathische Mittel

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Falls Du schon Erfahrung habst, oder aufgeschlossen gegenüber Allem bist, kannst Du die Homöopathie ausprobieren. Untenstehend habe ich 4 Mittel für Fieber aufgeführt und beschrieben. Grundanliegen ist hier, dass sich der Allgemeinzustand des Kindes bessert und es ruhig schlafen kann. Gleichzeitig soll das Immunsystem in seiner Arbeit gestärkt werden. Es kann auch sein, dass das Fieber gesenkt wird, aber im Grunde gilt als Therapieerfolg eine Besserung des Allgemeinzustandes. Insgesamt gibt es viele Mittel, die bei Kindern mit Fieber helfen können. Ich habe hier nur die am häufigsten verwendeten beschrieben. Wähle immer das Mittel aus, das am besten zum Zustand Deines Kindes passt. 

ACONITUM C30 wird für ein plötzlich auftretendes hohes Fieber genutzt, insbesondere wenn das Kind vorher Kälte oder Zugluft ausgesetzt war. Ebenfalls zu diesem Mittel passen unruhige Kinder mit viel Durst, die aber wenig schwitzen. 

BELLADONNA C30 ist ein Mittel für die Anfangsstadien eines fiebrigen Virusinfekts. Kennzeichnend sind hohes Fieber und ein hochrotes Gesicht. Diese Kinder schwitzen stark ohne besonders durstig zu sein und phantasieren im Schlaf aufgrund des Fiebers.

FERRUM PHOSPHORICUM C30 wird bei milden Fieberverläufen eingesetzt. Das Fieber ist hier nicht extrem hoch, die Kinder haben rote Bäckchen und Ohren. Der Allgemeinzustand ist relativ gut, jedoch sind diese Kinder eher müde und sitzen den ganzen Tag auf dem Sofa, ohne sich zu beklagen. Ebenso haben sie einen eher unruhigen Schlaf und keinen Appetit. 

PULSATILLA C30 ist gekennzeichnet durch ein klagsames Zustandsbild bei Kindern, die viel Zuwendung verlangen und Ihre Umarmung gar nicht verlassen möchten. Diese Kinder haben meist wenig Durst, nicht so hohes Fieber und Infekte der Atemwege mit gelbem Schleim. 

Wenn das Krankheitsbild so unklar ist, dass Sie sich nicht entscheiden können, dann geben Sie zuerst ACONITUM. Falls Sie 2-3 Stunden später keine Besserung sehen, dann versuchen Sie es mit BELLADONNA oder fragen Sie Ihren Homöopathen.

 
 

Wenn Dich das alles nicht weiterbringt, sich der Zustand Deines Kindes verschlechtert oder Du sonst beunruhigt bist, dann stelle Dein Kind beim Kinderarzt vor.   












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