Nebenhöhlenentzündung - Hausmittel, Medikamente und Vorsorge

Ja, Du kannst eine Nebenhöhlenentzündung (Sinusitis) loswerden, auch ohne Antibiotika einnehmen zu müssen. Dr. Google empfiehlt unzählige Hausmittel. In diesem Artikel habe ich zusammengefasst, welche ich davon daheim verwende und den Eltern meiner Patienten empfehle.

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Meist kommen bei uns ältere Kinder und Jugendliche mit einer Entzündung der Nebenhöhlen in die Praxis. Jüngere Kinder haben noch gar keine komplett ausgebildeten Nasennebenhöhlen. Bis zum Alter von sechs bis sieben Jahren bilden die sich ja noch. Erst ab dem Alter von 12 bis 15 Jahren sind die Nasennebenhöhlen vollständig entwickelt.

1.Nasenspülung in Kopftieflage

Das erste und das was die Allerwenigsten gerne machen, sind die Nasenspülungen bzw. Nasennebenhöhlenspülungen in Kopftieflage.

Das klingt einfach, ist es aber nicht. Meistens wird das Salzwasser einfach in die Nase gesprüht und dann läuft es wieder heraus, man schluckt den Rest runter - das war's dann schon.

Die Entzündung spielt sich aber nicht in der Nase, sondern in den Nasennebenhöhlen oder Stirnhöhlen ab. Da kommt man am allerbesten in Kopftieflage mit möglichst viel Druck ran. Ältere Kinder können zum Glück gut mitarbeiten.

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Du musst Dein Kind auf den Rücken legen, den Kopf in Tieflage, sozusagen vom Bett runterhängend und man spült in Richtung Seite und nach oben und versucht, die Flüssigkeit drin zu behalten. Das ist wie gesagt nicht angenehm für das Kind!

Wenn es dann wieder aufsteht, dann kommt der Schleim richtig herausgespült, nach und nach kommt mehr und mehr Schleim raus. Ich empfehle, die Nebenhöhlen mindestens 1 bis 2 Mal pro 24 Stunden gründlich durchzuspülen.

2. Leinsamen bei Nebenhöhlenentzündung

Diese können auf zweierlei Art verwendet werden. Die äusserliche Methode sind Leinsamenwickel. Du lässt Leinsamen und Wasser kurz aufkochen, bis eine Art klebriger Brei entsteht. Es gibt auch andere Möglichkeiten, aber ich gebe den Brei immer mit einem Löffel in Teebeutel und lege sie dort auf, wo es wehtut - VORSICHT, nicht zu heiss!

 
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Du lässt den Beutel so lange drauf, bis er nicht mehr warm ist. Das kannst Du im Tagesverlauf auch mehrmals wiederholen.

Eine andere Möglichkeit ist, den Absud zu trinken. Die im Leinsamen enthaltenen Stoffe sind schleimlösend! Ich empfehle zwei bis drei Mal am Tag ein- bis anderthalb Teelöffel in kaltes Wasser zu geben und dann zu kochen. Meistens nimmt man die Leinsamen geschrotet. Man trinkt sie entweder pur oder als Tee zusammen mit anderen Kräutern (z.B. Thymian).

3. Inhalationen

Die dritte natürliche Behandlung sind warme Inhalationen. Du kannst auch kalt inhalieren, aber gerade bei einer Nasennebenhöhlenentzündung sind warme Dämpfe meist angenehmer.

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Die einfachste Art und Weise, das zu machen, ist Wasser aufzukochen und es in eine Schüssel zu geben. Du kannst entweder den Dampf einfach so pur einatmen, oder noch etwas Schleimlösendes dazugeben, wie zum Beispiel Nasobol, Emsersalze, Eukalyptusblätter, eine kleine Portion Wick Vaporup oder Salben wie Thymian- und Myrtesalbe würden auch sehr gut wirken. Typischerweise löst Du im heissen Wasser einen halben bis einen Teelöffel auf.

Es wirkt sehr gut und ist sehr, sehr angenehm. Das macht den Kopf frei und reduziert die Kopfschmerzen. Du merkst dann auch, das der Schleim sich verflüssigt und besser aus der den Nebenhöhlen herauskommt.

4. Ernährung bei Verschleimung

Viertes Thema und fast immer übersehen ist die Ernährung. Ich finde es sehr wichtig, dass wenn Du schon unter einer echten Sinusitis leidest, nicht noch Nahrung zu Dir nimmst, die gegen Dich arbeitet. Bestes Beispiel sind Milch, Milchprodukte Bananen sind da auch mit drauf auf der Liste der Sachen, die Du nicht essen solltest, wenn Du krank bist. Diese Lebensmittel können die Schleimbildung noch verstärken, logischerweise die Genesung behindert und Du willst ja schnell wieder gesund werden.

 
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5. Kräuter gegen Nebenhöhlenentzündung

Kräuter findest Du im Handel meist als Sirup oder Tropfen (Tinkturen) auf pflanzlicher Basis.

Die besten Beispiele sind Sambucol und Sinupret. Sinupret ist eigentlich ganz spezifisch für Nasennebenhöhlenentzündungen. Ich habe allerdings auch schon Kinder erlebt, die besser gelaufen sind unter Sambucol, somit gehören beide Mittel zu meinen Topempfehlungen.

Das Sinupret gibt es als Sirup und auch als Tropfen. Es wirkt genau gleich, allerdings schmecken die Tropfen weniger gut. Der Vorteil der Tropfen ist, man braucht sehr viel weniger davon, also wenn z.B. Dein Kind sehr schlecht trinkt, dann vielleicht eher die Tropfen versuchen. Bei der Dosierung kannst Du Dich nach der Packungsbeilage richten.

6. Homöopathie bei Sinusitis

Für alle Eltern, die bereits Erfahrung mit der Homöopathie haben, habe ich hier die wichtigsten Mittel für Nebenhöhlenentzündungen und das entsprechende Arzneimittelbild beschrieben.

Ich möchte kurz noch ein paar Worte zur praktischen Umsetzung sagen.

  • Für den Hausgebrauch empfehle ich die Potenz C30 oder C200 für erfahrenere Eltern.

  • Beobachte Dein Kind gut und wähle das homöopathische Mittel, dessen Arzneimittelbild am besten zu den Symptomen Deines Kindes passt, aber erwarte keine 100%ige Übereinstimmung!

  • Eine Einmaldosis sind 3 Globuli. 15 Minuten vorher und nachher sollte Dein Kind nichts trinken oder essen.

  • Tritt eine Verbesserung ein, dann musst Du das Mittel nicht erneut geben. Die erneute Gabe ist nur notwendig, wenn sich die Symptome nach anfänglicher Verbesserung wieder verschlechtern.

Nach der kurzen Zusammenfassung komme ich jetzt zu den wichtigsten Mitteln und deren Beschreibung.

BELLADONNA

Belladonna würde gut passen, wenn es wirklich einen sehr, sehr schnellen und plötzlichen Anfang gibt, häufig mit hohem Fieber mit einem sehr roten Gesicht und pulsierenden Schmerzen, also die Schmerzen sind dann pochend. Klassischerweise sind die Beschwerden auf der rechten Seite. Belladonna passt gut bei Vorhandensein von Schweiss, das Kind hat aber wenig Durst.
🙂 Verbesserung bei Wärme und mit warmen Auflagen
🤢 Verschlechterung in der Nacht

BRYONIA

Bryonia passt dann, wenn es starke, stechende Schmerzen gibt, meistens an der Stirn. Das Kind hat Durst und im Prinzip immer den Eindruck, dass der Mund so trocken ist. Es möchte deswegen typischerweise immer etwas Kaltes trinken. Bryonia-Patienten versuchen typischerweise sich nicht zu bewegen, sind sehr genervt und überempfindlich, also keine angenehmen Patienten.
🤢 Verschlechterung durch Bewegung, versucht, sich nicht zu bewegen

KALIUM BICHROMICUM

Das ist ein Mittel für fortgeschrittene Stadien der Nebenhöhlenentzündung. Man gibt es typischerweise, wenn die Ausscheidungen aus der Nase, also der Nasenschleim grün oder grün-gelb, sehr, sehr dick und fadenziehend ist. Klassischerweise beschreiben die Patienten ein sehr, sehr lokalisierten Kopfschmerz irgendwo im Gesicht. Sie sagen nicht, dass es überall wehtut, sondern z.B. hier an dieser Stelle oder oberhalb von diesem Auge oder genau hier macht das sehr, sehr weh. Meist ist der Schmerz an der Nasenwurzel. Häufig ist auch der Geruchssinn verlorengegangen.
🙂 Verbesserung bei Wärme und mit warmen Auflagen

HEPAR SULPHURIS

Hier ist der Patient typischerweise total kälteempfindlich, mag überhaupt keine Zugluft, möchte gerne schön eingehüllt sein in Decken und Tücher und hat gelbe, unangenehm riechende Ausscheidungen aus der Nase. Die sehen so aus wie Eiter und riechen auch wie gesagt nicht gut. Auch diese Patienten sind ähnlich wie bei Bryonia sehr gereizt und sehr genervt und man kann wirklich nicht viel mit ihnen machen.
🙂 Verbesserung bei Wärme, warmen Bädern und mit warmen Auflagen

MERCURIUS SOLUBILIS

Typisch ist ein grünes, stinkendes Sekret, aber hier ist die Besonderheit, dass das ganze Kind eher unangenehm riecht, das heißt der Atem und der Schweiss riechen. Diese Kinder schwitzen ziemlich stark in der Nacht und man beobachtet auch einen deutlichen Speichelfluss. Typischerweise sind die Nasenlöcher wund, sogar die Oberlippe kann wund und leicht verkrustet sein.

PULSATILLA

Dieses Mittel kennen sehr viele. Meist hat man gelbe oder grün-gelbe Ausscheidungen. Hinzu kann gelbliches Sekret aus den Augen kommen. Diese Kinder können auch trockenen oder produktiven Husten haben. Schleim ist da eigentlich fast immer im Spiel, meistens aus der Nase, aber häufig auch aus den Augen oder den Lungen. Typischerweise beobachtet man, dass sie wirklich sehr, sehr jammerig und weinerlich sind, nicht unbedingt schreiend, aber sie verlangen sehr stark nach Nähe, Zuwendung und kleinere Kinder müssen ständig auf den Arm, sie kleben regelrecht an der Mama.
🙂 Verbesserung an der frischen Luft, Nase läuft im Freien
🤢 Verschlechterung in geschlossenen Räumen

7. Schulmedizin

Falls gar nichts und Du merkst, okay ich bin mit meinem Latein am Ende, dann einfach immer dran denken, bevor es zum Kinderarzt geht, solltest Du Dir zumindest 24 Stunden Zeit geben und mit entzündungshemmenden Medikamenten arbeiten. Das sind keine Antibiotika! Entzündungshenmer werden viel, viel schneller vom Körper verarbeitet. Ich empfehle grundsätzlich entweder Ibuprofen (Nurofen, Algifor) oder Voltaren für Kinder. Diese Medikamente wirken nicht nur schmerzstillend und fiebersenkend, sondern auch sehr gut abschwellend auf die Schleimhäute. Dann greifen auch unsere restlichen (natürlichen) Maßnahmen viel besser und Du hast allenfalls das Antibiotikum vermieden! 😃

 
 

Vorsorge

Falls die Nebenhöhlenentzündungen immer wieder auftreten, dann solltest Du vorsorglich therapieren, auch wenn Dein Kind gerade gesund ist.

Wie oben schon erwähnt, solltest Du Dir die Ernährung Deines Kindes anschauen. Es gilt zuallererst, Lebensmittel zu reduzieren, die die Schleimbildung begünstigen, falls Dein Kind diese in grösseren Mengen konsumiert. Du kannst diese für mehrere Monate stoppen und genau beobachten, ob sich an Erkrankungshäufigkeit oder Symptomen etwas ändert. Da es sich um einen langen Zeitraum handelt, kann hier ein Symptomtagebuch nützlich sein.

Gleichzeitig kannst Du über die Ernährung ein stärkeres Immunsystem aufbauen. Auch hier sprechen wir über einen Zeitraum der Umstellung von mehreren Monaten, bis der neue Ernährungsplan zur Gewohnheit geworden ist.

Auch Tinkturen wie Sinupret, oder Sirups wie Sambucol kannst Du Deinem Kind über einen längeren Zeitraum nach Dosierungsanleitung geben.

Allein durch diese Massnahmen können sich die Beschwerden deutlich zurückbilden. Je nach Verfügbarkeit und Neigung kann sich eine Vorstellung beim Homöopathen oder TCM-Therapeuten als nützlich erweisen.

Bei fast allen meiner Patienten werden die Nebenhöhlenentzündungen durch beschriebenen Massnahmen wenn nicht geheilt, dann doch deutlich gebessert.

Alles Gute und gute Besserung! 🥰







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