Allergien bei Kindern natürlich behandeln

Als ich klein war, kannte ich keine Kinder mit einer Allergie - Allergien waren überhaupt etwas Witziges, was man im Fernseher oder im Kino gesehen hat - eine Katzenallergie hat immer für ein paar Lacher gesorgt. Seit dieser Zeit haben Allergien leider massiv zugenommen an Häufigkeit - heutzutage kennt jeder jemanden mit einer oder mehreren Allergien oder Intoleranzen. 

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Als Kinderärztin kann ich leider heutzutage die Kinder ohne Allergien an den Fingern meiner Hände abzählen. Überall liest man, dass Allergien inzwischen ein epidemisches Ausmaß angenommen haben, und in der Praxis bestätigt sich das. Viele Kinder leiden sogar unter Mehrfachallergien. 

Wieso sind Allergien denn so häufig?

Es gibt genügend Theorien, von denen keine die Ursachen wirklich festnagelt. Meine persönliche Meinung ist, dass sich unsere Umwelt in vielerlei Hinsicht so schnell verändert hat, dass unser Körper mit der Anpassung nicht so schnell hinterherkommt. Zu diesen Veränderungen gehören

  • unser von der Natur entfremdeter Lebensstil

  • unsere Nahrung (sogar im abgefüllten Wasser sind Plastikpartikel und Industriechemikalien)

  • unsere nicht mehr ganz so frische Atemluft

  • die Anzahl künstlicher Substanzen in unserer Umwelt (Kosmetik-, Reinigungsmittel)

  • die Anzahl Personen pro Haushalt (die Häufigkeit von Allergien ist in Großfamilien geringer)

  • das elektromagnetische Feld (Wifi, Computer, Handy)

  • die Menge und Art der Medikamente, die wir konsumieren

Ich habe kein Interesse daran, den Teufel an die Wand zu malen, ich suche nach Lösungen. Für mich ist es aber nur logisch, dass unser Körper durch die vielen Einflüsse total durcheinander kommt und plötzlich auf Pollen oder Nahrungsmittel wie auf gefährliche Substanzen reagiert. 

Die Bandbreite allergischer Reaktionen ist riesig. Sie reicht von Befindlichkeitsstörungen (leichter Juckreiz und Niesen, Augenlaufen) über grössere Probleme (Asthma, ausgeprägter Heuschnupfen) bis hin zum lebensbedrohlichen Schock (z.B. Nuss-Allergien). 

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es für Allergien?

In diesem Artikel werde ich nicht auf medikamentöse Therapien eingehen. Diese sind den meisten Eltern von allergiegeplagten Kindern sowieso schon bekannt und reichen von simplen Antihistaminika bis hin zum Kortison.

Ich möchte natürliche Heilmethoden beschreiben, die ich auch in meinem Praxisalltag nutze. 

Es sind die gleichen Methoden, die ich auch Eltern ans Herz lege, wenn sie mich fragen, was sie denn selbst zu Hause noch zusätzlich zur Medikamentengabe tun können. 

Die beste Strategie ist der Aufbau eines starken Immunsystems. Die zweitbeste Strategie ist die Vermeidung von allergenen Stoffen, die aber nur möglich ist, wenn sich herausfinden lässt, worauf ein Kind allergisch ist und auch dann nicht immer - wie könnte man z.B. alle Birken in der Umgebung eliminieren, etwa alle fällen?

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Allgemeine Vorsorge-Massnahmen

1. Alltagsleben - Umwelt

Zigarettenfrei leben

Dort, wo Dein Kind sich aufhält, sollte NICHT geraucht werden. Ich meine es auch genau so, denn immer wieder höre ich, dass ja nur am Fenster oder am Herd unter der Abzugshaube geraucht wird. Zigarettenrauch verschlimmert die Allergiesymptome und führt zu mehr Medikamente - niemand darf bei Euch zu Hause rauchen und sei es die Königin von England.

Sauber Wohnen und Atmen

Der Staubsauger sollte einen HEPA-Filter enthalten. Einmal die Woche sollte die Wohnung mit natürlichem Reinigungsmittel (Essig - JA, chlorhaltige Mittel - NEIN) saubergemacht werden. Desinfektionsmittel sollten nicht verwendet werden, oder maximal für die Toilettenschüssel.

Haustiere können gegen Allergien helfen

Vielleicht könnt Ihr Euch ein Haustier halten, oder zur Probe ein Haustier von Freunden für einige Tage hüten, wenn es die Allergien zulassen? Interessanterweise werden Hunde als ein günstiger Einfluss in der Allergieliteratur betrachtet, wenn keine sehr ausgeprägte Hundhaarallergie vorliegt. (Katzen leider hingegen nicht)

Der Kontakt mit der Erde bringt viele gute Bakterien

Wenn Du Freude am Gärtnern hast, kannst Du mit Deinem Kind zusammen auf dem Balkongarten, Hausgarten, Dachgarten, Schreber- oder Mietgarten mit der Erde arbeiten und ernten, was Ihr gesät habt. Der direkte Kontakt mit der Erde stärkt das Immunsystem und baut ein gesundes Mikrobiom auf.

Allergene fernhalten!

Morgens empfiehlt es sich, dem Kind etwas Vaseline in die Nasenlöcher zu reiben, wirkt wie eine Pollenfalle - so kann das Kind schneuzen und z.B. die Pollen ins Taschentuch deponieren.

Nicht mit dem Allergen ins Bett gehen

Kinder mit Allergien sollten sich in der Hauptallergiezeit vor dem Schlafengehen den Staub vom Tag abduschen und die Haare waschen, damit sie ruhiger schlafen können. 

 
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2. Alltagsleben - Geburt und Ernährung

Die Vorsorge kann bei der Geburt bereits anfangen! Babys, die auf natürliche Weise (spontan/ vaginal) auf die Welt kommen, haben in ihrem Darm eine deutlich größere und gesündere, also qualitativ bessere Bakterienvielfalt, als Babys nach Kaiserschnittgeburt.

Stille Dein Kind so lange, wie es Dir möglich ist, idealerweise über den 1. Geburtstag hinaus.

Versuche generell, aber besonders während der Schwangerschaft probiotisch zu essen, oder entsprechende Nahrungsergänzungen zu nutzen. Sobald Dein Kind Milchprodukte isst, kannst Du ihm Naturjoghurt oder Kefir anbieten.

Sogar das Körpergewicht Deines Kindes spielt eine Rolle: übergewichtige Kinder haben nämlich eine signifikant höheres Risiko, Allergien zu entwickeln. Wenn Du also dafür sorgst, dass Dein Kind durch Ernährung und Sport ein gesundes Körpergewicht hat, ist das bereits eine grosse Hilfe!

 
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Allergien natürlich behandeln

  1. Heilpflanzen
    Lauwarme Bäder mit Hafer können den Juckreiz der Haut mindern.

    Pflanzen wie Brennessel, Angelikawurzel oder Süssholz wirken antiallergisch und werden von Kindern manchmal als Tee, aber meistens als Tinktur eingenommen. Sie können aber auch vorsorglich eingenommen werden, um den Gebrauch von Medikamenten zu reduzieren.

    Bei Kindern über 2 Jahren gebe ich gerne Pollinosan (Dr. Vogel) in Spray- oder Tablettenform. Dieses Mittel ist auf pflanzlicher Basis und enthält mehrere antiallergisch wirksame Kräuter. Die Tabletten schmelzen im Mund und sind leicht süsslich, daher sehr einfach in der Handhabung.  

  2. Homöopathie
    Bei chronischen Allergien empfehle ich unerfahrenen Eltern immer, zunächst einen erfahrenen Homöopathen aufzusuchen, anstatt sich selbst mit der anfangs sehr komplizierten Materie zu beschäftigen. Je besser die Beschreibung des Krankheitsbildes, desto genauer ist die Therapie und desto eindrucksvoller sind die Ergebnisse.

  3. Akupunktur
    Die Akupunktur ist eine weitere gute Therapiemöglichkeit mit spürbaren und schönen Ergebnissen bei Allergien. Mit etwas Glück findest Du einen Therapeuten in Deiner Nähe, der auch Kinder mit Laser oder die wirklich sehr, sehr feinen japanischen Nadeln behandelt. 

  4. Hypnose
    Das mag zunächst wie ein Witz klingen, aber gleichzeitig bezweifeln die Wenigsten eine Verbindung zwischen Körper und Geist. Nur… denken wir dabei normalerweise nicht gerade an Allergien in diesem Zusammenhang.
    Ich kenne persönlich Kinder, die mit einigen Sitzungen klinischer Hypnose eine spürbare Besserung ihrer Allergie erlebt haben. Es ist tatsächlich möglich, die Medikamente auf diese Art deutlich zu reduzieren.
    Zu diesem Thema gibt es auch eine Beobachtung aus der Psychiatrie. Eher nebenbei hat man dort bemerkt, dass Personen mit einer Persönlichkeitsspaltung ( = dissoziative Identitätsstörung) in einer Persönlichkeit eine Nahrungsmittelallergie hatten, in der anderen Persönlichkeit die gleichen Nahrungsmittel gut vertragen haben. Wohlgemerkt reden wir hier von ein und demselben Körper!

  5. Osteopathie

    Diese Therapie kann ich nur als weitere Option anführen, habe aber trotz vieler positiver Berichte keine Erfahrungen mit eigenen Patienten machen können. 


Was kann ich denn von alternativen Heilmitteln erwarten?

Häufig kommen Eltern zu uns in die Praxis mit der Hoffnung, die Medikamente ihrer Kinder (z.B. gegen Asthma, Heuschnupfen) so schnell wie möglich absetzen zu können. Das ist aber die Denkweise der klassischen Medizin. In dieser wirken die Medikamente meist sofort, nach einigen Stunden oder Tagen tauchen die Symptome aber wieder auf und dann muss man sie wieder einnehmen.

Im Falle der alternativen Therapien brauchst Du einen längeren Atem, also einige Wochen bis Monate Geduld. Ein anschauliches Beispiel ist hier das Asthma. Die Kinder haben meist eine Basistherapie zum Inhalieren und dazu noch ein weiteres Medikament als Notfalltherapie.

Ist die alternative Therapie erfolgreich, dann wird über die nachfolgenden Monate das Notfallmedikament immer seltener und irgendwann gar nicht mehr gebraucht werden.

Dann kann man sich mit dem Kinderarzt zusammensetzen und schauen, ob nach und nach auch das Basismedikament reduziert werden kann. Das Notfallmedikament bleibt natürlich immer für den Fall der Fälle zur Hand. Idealerweise wird ab einem Punkt auch die Basistherapie nicht mehr notwendig sein - so funktioniert integrative (klassisch + alternativ) Medizin!

Abschliessen möchte ich mit dem Hinweis, dass niemand alle die angeführten Maßnahmen und Therapien umsetzen soll oder muss. Unser Ziel ist aber, mittel- bis langfristig die Medikamente zu reduzieren und die Allergie zu heilen. Es ist mir wichtig, den Horizont zu erweitern und das Augenmerk auch auf andere Optionen über die Medikamente hinaus zu lenken.

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Nebenhöhlenentzündung - Hausmittel, Medikamente und Vorsorge

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Fieber beim Kind - wie kann ich es mit Hausmitteln behandeln?